Das Licht hat sich verändert, Stille liegt über den feuchten Wiesen,
Weiße Nebelfetzen steigen auf, der Herbst kündigt sich an.
Sie atmet tief ein, das geschnittene Gras duftet noch immer nach
Sommer.

Der Geruch erinnert sie an Geschichten aus ihrer Kindheit.
Sie geht durch die offene Türe in das alte Haus hinein.
Generationen lebten und starben hier. Es wurde niemals abgeschlossen.

Das Haus riecht, wie es immer gerochen hat,
Nach Zukunft und Vergangenheit, nach Geräuchertem,
Nach süßem Wein, gebackenem Brot und Kräutern.
Altes Holz knarzt und ächzt, es raschelt und zischelt,
Auf der Tenne trippeln die Mäuse.
Manchmal mischen sich schlurfende und tapsende
Schritte in die gewohnten Geräusche.
Es ist Besuchszeit, die Ahnen gehen durch das Haus.
In mondhellen Nächten kann sie sie sehen, sie huschen dahin
Und dorthin, um gleich wieder zu verschwinden.
Zwei Gespenster in wunderlichen Nachthemden.
Sie wachen über sie.
Sie gehören zu ihr wie dieses Haus zu ihr gehört.

Alles was zu sehen war, hat sie gesehen, gelebt, was zu leben war.
Zurückgekehrt in das Haus ihrer Vorfahren, schließt sich der Kreis.
Sie ist glücklich.

5. 11. 2016